Der Oman

Januar 2020

Der Oman gilt als eines der friedlichsten Länder der arabischen Welt und ist ca. so groß wie Deutschland. Der im Januar verstorbene Sultan Qaboos bin Said al-Said war eine Ausnahme in der arabischen Welt, er stand 45 Jahre an der Spitze des Oman. Der Monarch hat sein Land vom Mittelalter in die Moderne katapultiert. Als er 1970 gegen seinen Vater Sultan Sain bin Taimur putschte, übernahm er ein sehr armes Land, in dem ein Bürgerkrieg tobte, doch er konnte Frieden herbeiführen. Damals besaß das Land gerade mal 10 km geteerte Straßen. Im gesamten Sultanat gab es nur eine Handvoll Schulen; Strom und fließend Wasser waren eine Seltenheit. Er schaffte es mit einem geringen Ölvorkommen, seine ramponierte Heimat zu einem modernen Staat zu formen. Dass jeder kostenlos zur Schule und zum Arzt gehen kann, haben die Omanis vor allem ihrem Sultan zu verdanken. Ob sein Nachfolger an diese Erfolge anknüpfen kann, muss er nun beweisen. Mehr dazu: https://www.nzz.ch/international/sultan-von-oman-gestorben-nachfolge-unklar-ld.1533332

Unser Flug ging über Maskat weiter nach Salalah im Süden des Omans. Das Klima hier im Süden ist aufgrund des sehr quellenreichen Dhofar-Gebirge, viel angenehmer als im Norden. Viele Bewohner der Golfstaaten fliehen vor der extremen Hitze in ihrer Heimat in den vergleichsweise kühlen Süden Omans und verbringen Ihre freie Zeit an den weißen Sandstränden der wunderschönen Küsten der Region. In dieser Gegend wächst der beste Weihrauch der Welt, weshalb in Salalah Stadt auch der größte Weihrauchmarkt der Welt stattfindet. Wir haben ihn auf dieser Reise ausgelassen, er ist aber sicherlich einen Besuch wert. Wir gönnten uns 4 Tage ‘All-inclusive’ an einem schönen Strandabschnitt, genossen die langen Strandspaziergänge und das erfrischende, klare Wasser. Da wir außerhalb von Salalah wohnten, kann ich leider nichts von der Stadt berichten und da wir uns entspannen wollen, entdeckten wir auch nicht das Gebirge und die Rub-Al-Khali Wüste (die größte zusammenhängende Sandwüste der Erde) in diesem Teil des Omans. Aber das ist Grund genug, irgendwann zurückzukommen. Unser Hotel war wunderschön und ist wirklich zu empfehlen: https://fanarhotel.com/eine schöne Alternative ist auch das https://www.rotana.com/rotanahotelandresorts/oman/salalah/salalahrotanaresort  Man sollte allerdings wissen, dass die Hotelanlagen weit außerhalb Salalahs liegen und die Taxifahrten mit 35.-€ für die einfache Fahrt recht teuer sind. Auf jeden Fall sollte man immer All-inclusive buchen, denn die Preise für Alkohol sind außerordentlich hoch. Im Übrigen gibt ist im Oman nirgendwo Alkohol zu kaufen und die Lizenzen für den Ausschank haben nur die großen Hotels. Für uns waren 4 Tage im Hotel perfekt um anzukommen. Sehr gutes Essen, ein riesiges Zimmer mit Sternenhimmel, guter Wein und eine sehr weitläufige Anlage. Leihfahrräder stehen den ganzen Tag zur Verfügung, damit kann man zumindest die Marina und die anderen Hotels und Boutiquen erkunden. Aber wieder mal stellen wir fest, dass wir für Pauschalurlaub nicht gemacht sind. Handtücher die schon vor dem Frühstück die Liegen am Pool und am Strand bedecken, auch die voll gelandenen Teller am Buffet: Uns fehlt, vom authentischen Essen abgesehen, der Bezug zur Kultur und den Menschen des Landes.

Ankunft in Maskat, der Hauptstadt vom Oman. Natürlich verändert sich dieser Ort inzwischen genauso rasant wie die Städte in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor vielen Jahren. Aber noch ist kein ‘Disneyland’ mit Gigaprojekten und Wolkenkratzern entstanden.

Wir starteten direkt am Flughafen unsere individuelle Mietwagen-Rundreise. Erstes Ziel war die historische Altstadt von Maskat ‘Mutrah’. Nach einem Rundgang entlang der Corniche, eine kilometer lange Uferpromenade, genossen wir den herrlichen Ausblick von dem am östlichen Ende des Ortes auf einem felsigen Berg gelegenen Fort. Etwas außerhalb von ‘Old Muscat’ steht ein überdimensionaler, mit Ornamenten reich verzierter Weihrauchbrenner.

Ein Highlight des Stadtteils ist der Mutrah Souk; ein Markt mit unzähligen kleinen Geschäften, die Gold- und Silberschmuck, bunte Stoffe, orientalische Parfüms, Antiquitäten, Gewürze und allerhand kitschige Souvenirs verkaufen. Etwas befremdlich finden wir allerdings die Tatsache, dass fast alle Verkäufer aus Indien oder Pakistan stammen. So wie übrigens die meisten Händler und auch Angestellten in den Restaurants. Wir kauften ein wenig Weihrauch und beendeten den Tag in einem pakistanischen Restaurant. Ein omanisches konnten wir leider nicht ausmachen.

Am nächsten Tag besuchten wir noch den Fischmarkt und bestaunten die übergroßen Thunfische und dann ging es weiter zum Wadi Shab, ein Tal, dass sich durch steile Berge und tiefe Schluchten auszeichnet. Die Becken des Wadi Shab sind natürliche Pools mit türkisblauem Wasser. Der Wanderweg führt am Flussbett entlang, vorbei an kleinen Wasserfällen. Bewässerungssysteme versorgen die umliegenden Siedlungen und Obstplantagen ganzjährig mit Wasser. Die Schlucht eignet sich perfekt für einen ganztägigen Ausflug. Das Wasser ist erstaunlich warm und lädt zum Baden ein.

Nach ein paar Stunden geht es weiter Richtung Sur. Die östlichste Stadt Arabiens, die im 18. und 19. Jahrhundert ihr Goldene Zeit hatte, als bis zu 150 Handelsschiffe zwischen Indien, Südostasien und Afrika eine Handelsbrücke bildeten. Die schon damals verwendeten Dhau-Frachter, werden auch heute noch hier gebaut. Eine schöne, traditionelle Handwerkskunst die wir uns genauer ansehen. Sur ist ein schöner Ort mit einem malerischen Sonnenuntergang. Doch auch hier fehlt dem Individualreisenden eine Strandbar oder ein traditionell-modernes Restaurant.

Schon am nächsten Morgen fuhren wir weiter zur Wahiba-Wüste. Da wir uns die Kosten für einen Geländewagen gespart haben, buchten wir ein Wüstencamp, das mit einem normalen Auto zu erreichen ist. http://www.alreem-desertcamp.com/ wirklich eine sehr schön angelegte Wüstenoase mit Liebe zum Detail.

Wir hatten schon im Vorfeld eine Wüstentour gebucht und das war auf jeden Fall das Highlight der Reise. Mit einem Fahrer ging es die Dünenkämme hoch und runter. Der Blick in die endlose Ferne und der wunderschöne Sonnenuntergang, wirklich traumhaft schön. Die Kamele hier sind nicht freilebend, deshalb hatten wir die Möglichkeit welche zu sehen und zu streicheln. Hier werden auch Kamele für Rennen gezüchtet, die von Kindern täglich trainert werden. Eine sehr alte Tradition im arabischen Raum.

Am nächsten Morgen ging unsere Rundreise weiter. Das Ziel stand noch nicht fest, aber den Zwischenstopp wollten wir im Wadi Bani Khalid verbringen. Der Fahrt durch die karge Berglandschaft war aufgrund der vielen verschiedene Gesteinsschichten in unterschiedlichen Farben, schon sehr interessant. Eine neu erbaute Straße erleichtert die Anfahrt. Als wir am Wadi ankommen, erwartet uns azurblaues Wasser in natürlichen Pools. Doch anders als im Wadi Sab, ist hier richtig viel los. Da auch viele Omanis dieses Ausflugsziel besuchen, muss man bekleidet in das schöne Wasser eintauchen. Sehr schade, aber Traditionen muss man akzeptieren. Also wer einen Besuch plant. Hose bis zu den Knien und bedeckte Schulter gelten hier auch im Wasser.

In Ibra finden wir das ‘Golden Rays Hotel’ das an Kitsch kaum zu überbieten ist. Leider findet sich auch in diesem Ort kein einladendes Restaurant und schon gar keine Bar. Immer wieder müssen wir feststellen, dass der Oman zwar einfach und sicher zu bereisen ist, aber als Individualtourist fehlt uns dann doch am Abend ein gemütliches Plätzchen und ein Bier. Das Essen ist meist sehr lecker, aber alles ist so lieblos und wird mit zu viel Plastik serviert. Ibra ist eine der ältesten Orte des Omans. Die kleine Oasenstadt liegt zwischen dem Hajargebirge und der Wahiba-Wüste. Der historische Teil Minzafah hat uns sehr beeindruckt.  Leider verfallen die historischen Häuser mit ihrer großartigen Lehmarchitektur mit geschwungenen Fensterbögen und wundervoll verzierte Holztüren, man kann aber erahnen, wie schön das alles einmal war. Damals lebten hier wohlhabende Kaufleute und ihre Familien. Wir hatten das Glück einen Omani zu treffen, der uns die Geschichte seiner Familie erzählte und ein paar dieser Häuser im Detail erklärte und uns anschließend auf Kaffee und Datteln ins Al Munzifa Archeological House Ibra einlud. Hier seine Kontaktdaten: aahibra2017gmail.com

Unser letztes Ziel auf unserer Rundreise war Nizwa. Die Stadt gehört zu den ältesten und historisch bedeutsamsten Städten des Oman. Besonders bekannt ist Nizwa für den Dattelanbau. Und die Datteln hier schmecken wirklich sehr lecker. (wir haben gleich 2 KG mit nach Hause genommen) Ein quirliges und authentisches Spektakel findet jeden Freitagmorgen auf dem Nizwa Souq statt, wenn Viehzüchter aus der Umgebung in die Stadt strömen, um ihre Tiere zu verkaufen. Stolz präsentieren die Händler in Beduinentracht flauschige Lämmer und zottelige Ziegen. Die Anbieter laufen mit ihren Tieren im Kreis herum, bis sich ein Interessent findet. Dieser wirft einen kleinen Stein auf das Tier, um sein Interesse zu bekunden, wenn der Händler stehen bleibt, wird das Tier erst mal abgetastet und anschließend gefeilscht. Wir haben das Glück, das alles in den frühen Morgenstunden mitzuerleben. Es ist ein Ausschnitt aus längst vergangenen Zeiten und ist definitiv ein Besuch wert. Es gibt einen sehr schönen Markt, auf dem man authentische Waren kaufen kann und das monumentale Nizwa Fort, das in den 1650er Jahren errichtet wurde. Seine Grundmauern gehen allerdings noch viel weiter, bis ins 12. Jahrhundert zurück. Als ehemalige Hauptstadt Omans waren Nizwa und seine mächtige Festung der Hauptsitz der amtierenden Herrscher. Was den Kern dieser alten Stadt in meinen Augen am meisten ausmacht, ist die Tatsache, dass die alten Mauern und die Häuser liebevoll renoviert werden. Leider konnten wir auch hier nicht ein Lokal finden das schön eingerichtet ist, authentische Speisen serviert und einen Alkoholausschank hätte.

Hoteltipp: Nizwa Heritage Inn

Später fuhren wir noch ins ca. 70 km entfernte Misfat al Abriyyin. Ein wunderschöner kleiner, ca. 200 Jahre alter Ort. In der Nähe von Al Hamra auf ca. 1000 Meter Höhe klammern sich Lehmhäuser malerisch an schroffen Felsen, und die dunkelgrünen Dattelpalmen bilden einen faszinierenden Kontrast zu den kargen Bergketten in der Umgebung. Eine Oase mit einem bemerkenswerten, sehr alten Bewässerungssystem. Lange Kleidung ist hier zwingend notwendig, sonst darf man den Ort nicht besuchen.

Unsere letzte Nacht im Oman verbrachten wir am Flughafen im Radisson Hotel https://www.booking.com/hotel/om/hormuz-grand.de.html  Ein sehr schönes Hotel mit Pool. Und endlich…es gibt wieder Alkohol. Wir gönnten uns ein ‘Corona’ Bier für knapp 10.-€ das Fläschchen. Egal, es schmeckt! Eigentlich hatte ich vor das erfrischende Bier auf Facebook zu posten, aber es gab schon zu viele Fälle der Pandemie in China. Welche Ausmaße es annehmen wird, war damals noch nicht abzusehen. Klar hatten wir uns auch Gedanken über die Weiterreise nach Thailand gemacht. Aber positives Denken und das am Flughafen in München gekaufte Desinfektionsmittel gaben mir Zuversicht. (wir sind auch nach insgesamt 3 Wochen gesund in München angekommen)

Der Oman war für uns eine etwas andere Reise. 4 Tage Pauschalurlaub mit All-inclusive war toll zum Ankommen. Der Strand ist schön, allerdings gibt es auf der Welt noch Schönere. Das Hotel war perfekt. Mit einem Buch in der Hand der chilligen Musik am Pool lauschen, gesundes frisches Essen genießen, schöne Strandspaziergänge machen und perfekte Sonnenuntergänge bestaunen. All das macht Salalah zu einem Urlaubsziel für 1 Woche. Aber dann ist sicherlich Zeit das Land zu entdecken. Unsere Selbstfahrer Rundreise war sehr abwechslungsreich und hat uns auch gefallen. Aber wir haben uns ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. Es ist schwer Kontakt zu den Omanis zu bekommen, Restaurants und Lokale für Touristen fehlen einfach (ein Feierabendbier und der Wein zum Essen natürlich auch), Moscheen kann man teilweise nur als Moslem besichtigen, Orte verfallen oder wurden nicht historisch erhalten und wir trafen keine Individualtouristen mit denen man Erfahrungen und Tipps hätte teilen können. Was uns aber sehr gut gefallen hat, ist die Ruhe im ganzen Land, die Wüste, die alte Architektur, sofern sie zu finden war und die türkisfarbenen Pools in den Bergschluchten. Natürlich gabs noch vieles mehr, aber die Highlights der Reise seht ihr ja auf den Fotos.

Für uns ging es dann erst mal weiter nach Thailand….

Ich würde mich freuen, wenn ihr einen Kommentar hinterlassen würdet.

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